Journalismus in der JungfrauZeitung

Die JungfrauZeitung und den Berner Oberländer habe ich dieser Tage scharf für schlechten Journalismus kritisiert: Zum einen schrieben die Blätter fragwürdige Verlautbarungen der Gemeinde Unterseen ab, zum anderen publizierte der Berner Oberländer im Nachgang zu einer Gemeindeversammlung Textmaterial, das im Vorfeld zusammengestiefelt worden war.

Inzwischen habe ich Gelegenheit, darauf zurückzukommen und bei der JungfrauZeitung auf Journalismus hinzuweisen: Das Medium, das längst nur noch online erscheint, hat eben auf relativ breiter Ebene die Resultate der Aufsichtsbeschwerde präsentiert, die unter anderem meine Wenigkeit beim Regierungsstatthalter gegen die Gemeinde Unterseen eingereicht hatte – in diesen Webseiten ist zuletzt viel dazu erschienen.

Unerträglicher Umgang mit politischer Verantwortung

Ob und inwiefern die JungfrauZeitung-Publikation dem fortgesetzten Bemühen von uns Beschwerdeführenden geschuldet ist, sei dahingestellt: Wir haben einen weiten Kreis von Massenmedien mit umfassendem Material bedient und fassten teilweise nach, nachdem ausser der Unterseener Verlautbarung einfach nichts erschien.
Ans Licht dringt nun endlich der unerträgliche Umgang mit öffentlicher politischer Verantwortung mancher Unterseener Gemeinderäte aus dem Stedtler Biotop, das eine ebenso dominante wie arrogante bürgerliche Phalanx hütet und verteidigt fast wie ein goldenes Kalb.

Gotthelf hatte sich einst mokiert, als die Kirche Unterseen zusammenfiel. Das Amthaus steht daneben.

Seitens der JungfrauZeitung ist das freilich einer besonderen Persönlichkeit zu verdanken: Bruno Stüdle, der meiner Generation von Medienschaffenden angehört. Im Gegensatz zu mir verdingte sich Stüdle aber nicht bei auswärtigen Medien, um schwergewichtig übers Berner Oberland zu berichten. Stüdle hatte vielmehr Arbeitgeber vor Ort: eine Ochsentour im wahrsten Sinne des Wortes, wenn vor meinem geistigen Auge Kopfsalate durchfallen von Gygax bis Flück.

Apropos: Der Berner Oberländer, der in Sachen Aufsichtsbeschwerde bislang schnöde kopiert und eingefügt hat, liess verlauten, mann habe bislang keine Zeit gehabt, die Aufsichtsbeschwerde differenzierter zu verorten.
Was mich an ein Telefonat erinnert, das ich vor Jahren aus der TV-Abteilung des Hauses erhalten habe, das den Berner Oberländer verlegte: Ich war da noch Freier Journalist, und der TV-Kollege aus Bern befragte mich in einer Angelegenheit, zu der ich recherchiert und publiziert hatte. Erst gab ich bereitwillig Auskunft, doch schliesslich wurde es mir zu bunt: Entweder solle er mir einen Auftrag geben oder selbst recherchieren, forderte ich ihn auf. „Ich habe keine Zeit zu recherchieren, ich muss Geschichten liefern“, beschied er mich.

Da mache ich einen Punkt.

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