Irrsinn in Iseltwald

Die südkoreanische TV-Serie Crash Landing on You hat Iseltwald zum Sehnsuchtsort auserkoren, zeigt das Dorf und den See immer wieder prominent und versendet ihn inzwischen auch über Netflix namentlich in Südostasien höchst erfolgreich.

Das Resultat sind Massen von Gästen, die sich meist in Bussen nach Iseltwald hinunter quetschen und an einem Steg neben dem Strandhotel ablichten: ein herausragendes Praxisbeipiel dafür, dass Touristiker nicht das Richtige tun, sondern das Wichtige – die regionalen Tourismusfürsten pflegen, die Politfürsten hegen sowie sich und anderen schöne Geschichten erzählen.

Für den ebenso überraschenden wie grossen Erfolg Iseltwalds, der auch im Winterhalbjahr nicht abebbt, haben die regionalen Touristiker nämlich ebensowenig getan wie einst eine vorherige Generation für das langsame Anschwellen der indischen Touristenmassen im Zuge des Films Sangam von 1964 – dass sie ab den 1990er Jahren auf den Zug sprangen und inzwischen im Kursaalgarten eine Statue des Bollywood-Regisseurs Yash Chopra steht, verdeutlicht allenfalls die systemische Unzulänglichkeit der Touristiker.

Die Touristiker tun aber auch jetzt in Sachen Netflix in Iseltwald praktisch nix: Zwar werden die Kapazitäten der Postautokurse erhöht, aber dennoch bleiben ständig Fahrgäste aussen vor und kommen nicht weg oder heim.

Screenshot der Netflix-Serie, die Massen nach Iseltwald zieht.

Die Lage sei prekär, bestätigt die Gemeinde, man spreche mit dem ÖV und den Touristikern, spruchreif sei aber noch nichts. Die wohl naheliegendste Lösung, ein Pendlerschiff zwischen Iseltwald und Interlaken Ost, habe man natürlich auch schon diskutiert, heisst es weiter. Allerdings hätten die BLS bisher kein entsprechendes Interesse oder Engagement signalisiert und seien just die kleinen Schiffe ja verkauft.

Die BLS wissen offenbar nichts von zahlungswilligen asiatischen Gästen und wollen wohl auch nichts wissen von Iseltwalder Nöten, obwohl auch von dort Subventionen an die BLS fliessen. Lieber bleiben die Berner Staatsbahnen bei ihrem politischen Kerngeschäft und wehren sich gegen einen Unternehmer, der auch an den Berner Oberländer Seen beweisen möchte, dass touristische Schifffahrt unternehmerisch funktionieren kann.

So geht das.

Nicht ein Pendlerschiff zu betreiben, wirkt geradezu dilettantisch angesichts der TV-Serie und ihrer Konsequenzen.

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