Die nächste Luftnummer am Flughafen Bern-Belp

Luxus pur: an einem schönen Wintermorgen in Habkern als erster Gast an den Skilift fahren und allein über traumhafte Hänge kurven. Oder in Belp kurz vor Abflug in die Halle kommen, einchecken und durch die Sicherheitskontrolle schlendern.

Luxus ohne Zukunft

Luxus pur in Habkern

Der Luxus hat freilich hier wie dort eine wackelige Gegenwart und keine Zukunft. Doch während sich in Habkern eine Handvoll Landwirte Gedanken über anderweitige Nebeneinkünfte machen muss und dabei auf keine namhafte Unterstützung zählen darf, schaffen es in Belp potente Schaumschläger alle paar Jahre wieder, das Blaue vom Flughafen zu versprechen, Millionen lockerzumachen und sie zielstrebig zu verdüsen.

Neuerdings produziert auch eine Schaumschlägerin hochprofessionell heisse Luft: Pascale Berclaz, Chefin der kantonalen Tourismusorganisation BE! Tourismus, hat laut BernerBär eben ein «Plädoyer für Bern-Belp» gehalten. Gegenüber dem altgedienten publizistischen Flaggschiff des Flachsinns mit stark personalisierter und emotionalisierter Marketing-Schlagseite fragte Berclaz hinterlistig rhetorisch: «Die Leute reisen ja sowieso hierher, wieso also nicht per Flugzeug direkt in die Hauptstadt?»

Wieder heisse Luft in der Luft

Berclaz äusserte sich im Rahmen einer Medienkonferenz, an der Anfang November 2019 die nächste hoffnungslose Belper Airline namens FlyBair lanciert wurde. Dies ist kein verspäteter, leidlich lustiger Aprilscherz, sondern so ernst, dass einerseits eine Horde bernischer Prominenz ins selbe Bockshorn blies wie die Touristikerin Berclaz: Nicole Loeb sagte als Krämerin und Platzhalterin der Berner Wirtschaft, selbige sei «auf eine gute Anbindung des Flughafens angewiesen» und legte allen Ernstes Patent Ochsners Bälpmoos musikalisch darunter. Uwe Jocham wiederum gab namens der Inselgruppe sozusagen als Gesundheitsapostel den globalen Player und betonte die grosse Bedeutung des Flughafens Bern-Belp. «Ich vermisse hier eine Linienfluggesellschaft», liess schliesslich der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried wissen und schoss den Vogel ab: «Der Flughafen Bern muss zu einem Treiber für die klimaneutrale Weiterentwicklung der Luftfahrt werden» – von Graffenried ist ein Grüner und hatte nach dem letzten Grounding in Belp noch eine entgegengesetzte Position vertreten: „Wenn es Skywork nicht gelingt, weiss ich nicht, wem es sonst gelingen soll, eine Airline ab Bern zu betreiben.“

Luxus pur in Bern-Belp

Diesmal auf Kosten der Bevölkerung

Andererseits soll diesmal aber nicht ein schwerreicher Erbe wie Daniel Borer gutes Geld zur Verfügung stellen, auf dass es sich in Luft auflöse. Zahlen soll vielmehr das gemeine Volk – auch das ist kein übler Scherz: FlyBair sammelt Geld, «bringen auch Sie Bern zum Fliegen» titelte der BernerBär, genderneutral sekundiert von Touristikerin Berclaz: «Wenn die Bernerinnen und Berner einen Hauptstadtflughafen mit Linienflügen wollen, dann ist sicher jetzt der Moment gekommen.»

Was die Damen und Herren reitet, dürfte sich erst in irrationalen Flughöhen erschliessen, okönomische Vernunft jedenfalls kann es nicht sein: «Mit Belpmoos ist kein Moos zu machen», hatte ausgerechnet der Blick die aussichtslose Lage einst auf den Punkt gebracht; in der Tat braucht es nicht besonders viel Tiefenschärfe, um sich ein klares Bild zu machen: Zuletzt hatte sich Borer überreden lassen, Millionen in einem ordentlichen Flugbetrieb zu versenken, vordem war mal ein branchenfremder Unternehmer abgestürzt, mal eine hochfliegende Blenderin.

Das Papier nicht wert

Endlich Bodenhaftung bekommen

Dass es sich einfach nicht rechnet, hier rentabel zu operieren, sticht ähnlich klar ins Auge wie des Kaisers neue Kleider – ob der Brand nun den bizarren Namen FlyBair trägt, als Skywork daherkommt, als Swisswings, Intersky, Balair, Crossair oder Air Engadina: Hört doch endlich auf, uns solche Bären aufzubinden. Zumal wir uns solchen Luxus einfach nicht mehr leisten können und dürfen.

Ganz im Gegensatz übrigens zu Habkern, dem einzigartig schönen Hoffnungslosen.

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