Jubiläum mit Jürg Grossen am Berg

1989 erschien in Iseltwald am Brienzersee eine Antologie mit aktuellem Musikschaffen aus dem Berner Oberland. Es ist ein einzigartiges Menschenwerk, ein veritables Artefakt, das seit drei Jahrzehnten, also eine Generation lang, in unserem CD-Regal klemmt und manchmal aus den Boxen klingt: «Sound usem Bärner Oberland», 21 Stücke von 21 teilweise kreuzweise zusammengesetzten Bands; produziert von Pedi Sterchi, der dafür sozusagen ein anderes Artefakt hergab, den Hirschen in Matten, von Ueli Mona und von Frédéric Güntensperger, die hier psychedelische, dort esoterische Artefakte forcierten, und massgeblich unterstützt von der Erziehungsdirektion des Kantons Bern und der Genossenschaft Migros Bern.

Rumpelstilz sind darauf, sinnigerweise mit Vogelfueter, der solitaire Mundartdichter Aschi Glaus ist mehrfach präsent, desgleichen inzwischen renommierte Musiker wie Rolf Häsler, Mike Maurer oder Willy Schnyder – und nicht zu übersehen die Fotos von Marcus Gyger. Eine besondere Trouvaille ist Jürg Grossen, im Herbst 2019 als Parteipräsident der Grünliberalen einer der Gewinner der eidgenössischen Wahlen. Mit der Band Sigma setzte Grossen als Sänger und Texter vor 30 Jahren ein Zeichen: «Tag ohni Ziel» heisst das Lied, handelt von sinnlosen Gedanken im Bett und am Berg und vom Ziel, einmal zuoberst zu stehen, was niemand unversucht lasse. Er aber sei nur ein Zwerg und probiere es wahrscheinlich vergebens, sinniert Grossen – höre unten.

Das Lied von Jürg Grossen

Manches fällt auf und fehlt: Zum einen sind da aus heutiger Sicht viele alte, weisse Männer versammelt, die in jungen Jahren frustriert sentimentale Lieder sangen – Frauen kommen darin vor, treten aber kaum auf. Zum anderen ist Werner Luginbühl, der eben abgetretene Ständerat aus Krattigen, nicht vertreten. Er hat mir einmal erzählt, einst auch in einer Band mitgetan zu haben, am Bass und mit langen Haaren, wenn ich mich recht erinnere. Und zu schlechter Letzt fehle auch ich. Als eigenartiger Adelbodner gehörte ich nicht zu der Szene und war in Sachen Liedermachen auch zu gehemmt, als dass ich um einen Platz gebuhlt hätte – das hat sich inzwischen etwas gelegt, zumal mein Ruf ohnehin ruiniert ist und ich mithin ganz ungeniert – höre unten.

Das Lied von mir

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