PH: Dummheit ist lehrbar

PH Bern als kalter, ungemütlicher Ort.

Wer meine Zeilen zur PH Bern liest, wird schwerlich einen guten Eindruck bekommen: von der PH nicht – und von mir womöglich auch nicht. Zum einen ist Wahrnehmung Realität und das Medium die Botschaft. Das Bild entsteht mithin im Auge der Betrachtenden, und wie ich jüngst an der PH erfahren habe, bestimmt laut verschiedener Studien der Inhalt nur rund 10 Prozent der Wahrnehmung. Etwa 40 Prozent dagegen leiten sich von der Darstellung ab und volle 50 Prozent von der Stelle oder Person, die sich äussert.

Um etwas klarzustellen: Mein journalistischer Ansatz war, ist und bleibt kritisch, und zwar aus erkenntnistheoretischen, epistemologischen Gründen: Nur Kritik (auf die Nase fallen als Kleinkind z.B.) erlaubt nämlich einem Gegenstand Verbesserung und Lernen.
Das ist im Lehrbereich, also didaktisch, ein alter Hut. Aufsetzen mag mann sich diesen alten Hut freilich nicht gern, weil wir Menschen und Männer immer zuerst emotional reagieren, die Kritik quasi instinktiv ablehnen. Wir müssen uns dann anstrengen, von der Emotion zum Gedanken zu kommen, zur Überlegung und zur Verbesserung – von totalitären Methoden der Konditionierung, Dressur, Gehirnwäsche sei hier nicht die Rede, aber ich bin mir ihrer durchaus bewusst (auch deshalb mein kritischer Ansatz, solange mann mich lässt, und zurzeit sieht es eher nach Schreibverbot aus, aber item).

Kritik als Essenz des Lernfortschritts

Dass ich jedenfalls Kritik übe an der PH, ist didaktisch also wohlbegründet, pädagogisch allerdings fragwürdig: Denn da selbst eine Institution wie die PH sich gewissermassen als Wesen verhält und emotional reagiert, sollte zum einen die Kritik sich immer auf Zustände, Entwicklungen, Prozesse beziehen und nie auf Personen: Wenn unsere Kinder etwas Dummes taten, kritisierten wir ganz bewusst nicht unsere Kinder als dumm, sondern ein ganz bestimmtes Verhalten. Das ist ebenfalls ein alter pädagogisch-didaktischer Hut, der tagtäglich an der PH gelehrt wird, wobei sich freilich manche so tieftheoretisch über Bücher beugen, dass sie die Menschen praktisch nicht mehr sehen, geschweige denn ihnen gerechtwerden, aber item nochmal.

Zum anderen ist es für alle Beteiligten hilfreich, Verhalten nicht nur zu kritisieren, sondern auch zu loben – das wird auch an der PH etwa als positive Verstärkung gelehrt. Zwar kann aus dem Lob kein Erkenntnisgewinn kommen, aber das Lob motiviert und bestärkt. Als strenger Reporter und Didaktiker könnte ich nun sagen, dass die PH gewiss keine Motivation und Bestärkung braucht – schon gar nicht von einem dahergelaufenen Studierenden im 1. Semester.

Lob als Essenz der Lernfreude

Doch es ist mir vorab aus emotionaler, aber auch aus sachlicher Sicht ein Anliegen, nicht nur mit Bezug auf den Campus der PH, das Facility Management oder den Lehrplan Lob zu äussern – und hier nun kann und darf ich auch persönlich werden:

An der PH gibt es tolle Dozierende, die durchdrungen sind vom Stoff, den sie lehren, die ihn begeisternd vermitteln und sich jenseits von Prüfungsabgründen auch darum kümmern, wie der Stoff ankommt und was er soll.

Eigentlich hatte ich gerade an der PH erwartet, nur solche Dozierende anzutreffen: Hier werden die Menschen ausgebildet, die wir mit einem Bildungsauftrag auf unsere heranwachsenden Generationen loslassen, und angesichts dessen versteht sich doch eigentlich von selbst, dass nur wirklich gute Lehrpersonen künftige Lehrpersonen ausbilden sollten.

Dummheit ist lehrbar

Dem ist allerdings keineswegs so, die guten Dozentinnen und Dozenten sind aus meiner bescheidenen Warte bislang eine kleine Minderheit. Der Tenor ist ein ganz anderer, der sich mutmasslich ableitet von Regeln, die auch in der Wildnis der Wirtschaft und Politik gelten: Loyalität vulgo Speichelleckerei (erkenntnistheoretisch ein Anti-Lernklima) sowie akademische Überheblichkeit – mann höre auf das Wort: Die Bodenhaftung fehlt buchstäblich, wie sich mir letzte Woche phänomenologisch, also an einem Beispiel, erschütternd gezeigt hat: Die akademischen Vorreiter haben offenbar über ihre Strategie nachgedacht und sie in der PH in vor aller Augen aufgehängt – ich habe es fotografisch festgehalten.

Fehlerhafte Strategie der PH Bern.

Auch wenn ich vielleicht nie ein ph-tauglicher Deutschlehrer sein werde, schmerzte mich der Aushang sehr, und zwar nicht einmal wegen der inhaltlichen Böcke (davon gelegentlich mehr). Vielmehr wies ich mehrere PH-Mitarbeitende umgehend auf den formal fehlerhaften ersten Satz und Regel 117 hin.
Die Damen und Herren in der Teppichetage der PH verstanden freilich entweder nicht oder dozierten etwas von freiwilliger Kommasetzung – derweil eine der begeisternden Dozierenden, der ich im Seminar davon klagte, lachend stöhnte, diese Fehlerkultur kenne sie.

Es ist zum Heulen und Zähneklappern, um im atmosphärischen Milieu der PH zungenzureden.

1 Kommentar

  1. Hallo Peter
    Wenigstens ich geniesse es sehr, Deine Beiträge zu lesen!
    Übrigens: Strategische Ziele ohne nur mit einem Wort die betroffenen ‚Klienten‘ – in Deinem Fall die auszubildenden Menschen – zu erwähnen, kenne ich gut. In meinem Fall sind es die Patienten, die in den strategischen Darstellungen nicht existierten …
    Da kann ich nur sagen : Good luck! …

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