Iseltwald: Kirchhofers Burg und Insel

Seit 1926 gehörten das Schnäggeninseli und die Seeburg, zwei Wahrzeichen von Iseltwald am Brienzersee, dem Diakonieverband Ländli, einer sozialen Institution mit verschiedenen Betriebszweigen und Sitz in Oberägeri.

Am 27. Dezember 2019 habe der Diakonieverband «sämtliche Immobilien an einen lokalen Käufer überschrieben, welcher plant, eine kulturelle und caritative Nutzung der Seeburg zu entwickeln», liess mich das Präsidium nun diese Woche wissen. Ich hatte nachgefragt, weil am See die Gerüchteküche heisslief und mancher Seebär plötzlich einen weiten Bogen um die beiden guten Stücke machte.

Liebhaberobjekt Seeburg Iseltwald.

Knallharte Unternehmer werden caritativ

Die Gerüchte sind wahr: Meine Anfrage beim Grundbuchamt ergibt, dass Stefan Kirchhofer persönlich der neue Eigentümer der Insel ist, während die Seeburg einer seiner Firmen gehört, der Alsate AG in Därligen.

Nun haben sich Kirchhofers in kulturellen und caritativen Dingen bislang nicht besonders hervorgetan: Vielmehr stehen Kirchhofers eher für Gegenteile von sozialem Nutzen und Engagement, namentlich über ihre eher unappetitliche Gastronomiekette Hooters. Vater Jürg Kirchhofer hatte das Lokal mit den leichtbekleideten Frauen einst Mani Berger mutmasslich mutwillig vors Victoria-Jungfrau gesetzt, und Hooters gibt im Allgemeinen wie im Speziellen ein bedenkliches arbeits- und frauenrechtliches Bild ab (u.a. BZ v. 11.10.01 u. 21.2.11).

Gewinnbringend für die Region einsetzen

Der Diakonieverband Ländli wäscht seine Hände derweil sozusagen in Unschuld: Für die Verkaufsverhandlungen der Liegenschaften in Iseltwald hätten sie sich über drei Jahre Zeit genommen und zahlreiche Interessenten aus dem Aus- und Inland geprüft, erläutert das Präsidium. Und im Gespräch mit Kirchhofers, «der ortsverbundenen Familie», hätten sie ein Gegenüber gehabt, «welches glaubhaft die Absicht einer sinnvollen Nutzung der Seeburg für Kulturzwecke darlegte». Kirchhofers seien «interessiert an einer positiven Entwicklung und möchten das Projekt gewinnbringend für die Region einsetzen» – und zu beachten gelte es im Übrigen, «dass es sich bei den Liegenschaften Seeburg um Liebhaberobjekte und nicht um Renditeanlagen handelt». 

Liebhaberobjekt Schnäggeninseli.

Schauen wir mal, auf wen das Gewinnbringende zu münzen ist, so sehen wir dann, ob die Region profitiert – in Sachen Grossüberbauung am Hafen jedenfalls waren entsprechende Bekenntnisse keinen Pfifferling wert, während der Rubel rollte.

Für die Seeburg und das Schnäggeninseli heisst das mithin hoffen und beten und glauben macht selig: ernsthaft, schliesslich wurde Saulus zu Paulus und ist die Zeit höchstens an Jürgs Bushaltestellen am Höheweg abgelaufen.

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