Kolumne 1

von Marcel Prost

Ich soll mir doch mal so meine Gedanken betreffend einer Kolumne machen, meinte neulich ein anerkannter Bekannter. Kolumne? Wo alle in einer Riesen-WG wohnen und sich dauernd befummeln dürfen,? Auch wenn die/der/das eine oder die/der/das andere gar nicht will?

Uff! Kolumne! Stell ich mir schwierig vor. Den ganzen Tag im Schneidersitz und (immerhin) „13th Floor Elevators“ hören. Nun gut. Wenn jede mit jeder, jeder mit dem anderen, jeder mit jeder und jede mit allem kann, dann, wird mit Eifer gesucht, die Eifersucht  tunlichst zu vermeiden. Toi-toi-toi! Gegessen wird in einer Kolumne immer zusammen. So findet und schlägt man gleich 2 Fliegen aufs Mal aus der Suppe: Man is(s)t nicht allein! Zudem steigt unaufhaltsam die Erkenntnis in einem hoch, dass die zu verzehrende Pampe nichts mit „Heute aber Pech gehabt“ zu tun hat, sondern gewolltes und angerührtes Gruppenleiden ist. Aber wer ist und isst schon gerne allein? Niemand. Noch schlimmer ist nur noch, sich alleine zu betrinken. Nebst dem bereits erwähnten sexuellen Schlendrian, gibt es durchaus weitere Vorzüge an dieser – bitte nicht lachen – alternativen Lebensform. Beispielsweise werden Gemeinschafts-Immunisierungen (gegen was auch immer) mit mehrstimmiger Tamburin-Begleitung organisiert. Steuererklärungen werden leer auf graues Recyclingpapier ausgedruckt und walpurgisnachtmässig sofort verfeuert. Businessmässig werden jeden Monat ein paar Neugeborene auf dem nächstliegenden Bahnhof an kinderlose, zitternde, reiche weisse Ehepaare verhökert: Die Haupteinnahmequelle der Kolumne – Nachschub ist durchwegs gewährleistet – siehe weiter oben „befummeln“. Dies, nebst regelmässig etwas Hanf für eine Vorhangfabrik. Und ein paar Körbe mit Pilzen gehen noch an die Pharmaindustrie. Ackerbau und Viehzucht wurden schon lange aufgegeben. Besonders hippe Kolumnen bieten neuerdings auch Kurse an, die mit Billig-Klischees aufräumen: Von wegen Makramé oder Kürbisse töpfern. Jetzt gibt es Lehrgänge wie „Darknet bei Vollmond“,  „Bittibätti-Bitcoining,“ oder „Social distance hautnah“.

Irgendwie verlockend, so ein Leben auf dem Bauernhof – ich meine in einer Kolumne.

Doch die Nachteile überwiegen: Es gibt niemals die nötigen  ca. 50 Fernbedienungen für die Flimmerkiste und weil das WLan super instabil ist, ziehen die meisten Bewohner eh schon nach ein paar Stunden wieder aus.

Drogen gibt es übrigens keine in einer Kolumne – dies ist nur ein sich hartnäckig haltender Geruch.

Album: 13th Floor Elevators –
Psychedelic Sounds Of The 13th Floor Elevators

Ersten Kommentar schreiben

Kommentar verfassen