PH: Wasser predigen, auf dem Trockenen sitzen

Es werde wohl weitgehend keinen Sinn haben und nur allgemeine Frustration auslösen, wenn ich in den Seminaren an der PH ernsthafte Diskussionen führen und womöglich gar die Institution verändern wolle, hatte mich ein langjähriger Dozent schon im Vorfeld meines Studiums gemahnt.

Die Hintergründe der Studierenden seien so unterschiedlich, dass die Anforderungen und Inhalte entsprechend angepasst würden und ich mutmasslich stillhalten müsse, sagte mir eine Fachperson, die an der PH doziert, nach einem Seminar, in dem gefühlte 70 Prozent der Studierenden entweder nicht bei der Sache waren oder ihre Aufgaben nicht gemacht hatten.

Pädagogische Bankrotterklärungen

Solche Bankrotterklärungen mag ich (noch) nicht unterschreiben, an dieser Stelle schon gar nicht: Die PH ist kaum zehn Jahre alt und nicht so verfestigt, dass keine Entwicklung möglich wäre. Zwar ist es absurd, hinsichtlich der zentralen Ausbildungsstätte von Lehrkräften einen solchen Gemeinplatz zu äussern: Wenn eine Institution das Bemühen, auf der Höhe der Zeit zu sein, als Kernkompetenz ansehen müsste, dann die PH.

Freilich ist blinde Sturheit von Institutionen systemisch ebenso plausibel wie der erschütternde Umstand, dass (kantsche) Kritik selbst an der PH nicht zum idealen Anlass zu Überprüfung und Entwicklung, sondern tendenziell übel genommen wird – es menschelt halt, und ich habe ein gewisses Gespür dafür, in Wespennester zu stechen.

Natürlich wird an der PH das Ideal gelehrt, aber es kommt mir so vor, als predige ein Grossteil der Dozierenden Wasser, sitze jedoch im Trockenen (die Präposition ist mit Bedacht gewählt, drückt sie doch im Gegensatz zu «am» oder «auf dem» eine sinnige Ambivalenz aus im weiten Feld zwischen Studierenden und Dozierenden – und ich bin nicht bereit, Messlatten zu modifizieren, denn jede Äusserung ist genauso intelligent wie jene, die sie rezipieren).

Elfenbeinturm im Tal der Hoffnungslosigkeit

Die reine Lehre, das Ideal, das an der PH vermitteln wird, stösst in den Schul- und Lehrerzimmern draussen allerorten auf eine chaotisch anmutende Wirklichkeit.

Während gutbezahlte AkademikerInnen an der PH vor sich hinwursteln, statt übergeordnet Instrumentarien zur Verfügung zu stellen, empfinde ich bei meinen sporadischen Stellvertretungen in den Lehrerzimmern draussen betretenes, trauriges Schweigen: Als seien alle überfordert, aber niemand spricht es an, weil ja ohnehin nichts zu machen ist und niemand hilft – die PH schon gar nicht.

Es kommt mir so vor, als behaupteten wir an der PH einerseits, Präzisionsgewehre zu haben, schiessen aber mit Schrot, und andererseits tun wir so, als seien die Lehrkräfte allein in einem Schiessstand, während sie doch in Tat und Wahrheit in einem asynchronen Mehrfrontenkrieg stecken – wobei die kriegerische Terminologie durchaus mit Bedacht gewählt ist angesichts von Kampfeltern oder PR und Werbung kommerzieller oder politischer Natur.

Dilettantische Didaktiker

Wie kann es sein, dass an der PH Didaktik in einer Art und Weise vermittelt wird, die jeder didaktischen Vorgabe und mithin ihrem ureigenen Gegenstand spottet – ich meinte erst, die dilettantische Unterrichtsgestaltung sei beabsichtigt, wurde inzwischen aber eines Schlechteren belehrt?!

Wie kann es sein, dass im tragenden Bereich von Medien und Informatik just unverzichtbare Medien nicht funktionieren und mithin die Verantwortlichen ihre Aufgabe beispielhaft ad absurdum führen – ihre Ignoranz aber wahlweise auf mangelnden Strom und mangelnde Kompetenz der Studierenden abwälzen?!

Und wie kann es sein, dass Studierende im Seminar zu Unterrichtskonzepten monieren, es gebe keine systematische Sammlung von Instrumenten zur konkrete Unterrichtsgestaltungen, die Dozierenden diesen Mangel bestätigen, die Studierenden umgehend instrumentalisieren wollen, aber niemand auf- oder einfällt, dass es doch an der PH wäre, diese Systematisierung zu leisten?!

Ein Tollhaus, in dem aus meiner bisherigen, kleinen Warte vereinzelte herausragende Dozentinnen und Dozenten Ausnahmen von der Regel sind.

Morphologie und Semiotik des tollen, gepflegten Campus kontrastieren scharf mit der jämmerlichen Syntax und der durchsichtigen Semantik.

Es kann, es darf, es muss nicht so sein: Denn da ist zum einen mit dem Lehrplan 21 eine Vorlage, die buchstäblich jeden relevanten Bereich abdeckt und prima als umfassender Leitfaden dienen kann – auch für die PH. Und da sind zum anderen grandiose Lehrmittel, die den Lehrkräfte das Vermitteln erleichtern und den Schulkindern das Lernen.

Und zu guter Letzt ist da ein toller Campus, der bis hin zu den Toilettenanlagen beste Voraussetzungen bietet – an dieser Stelle ein dickes Lob und ein Merci dem Facilility Management!

Ersten Kommentar schreiben

Kommentar verfassen